Unsere Serie #heimspiel geht weiter, diesmal mit unseren Youngstern Veith Walde (19/Torwart), Ali Cirak (20/Innenverteidiger) und Noyan Efe Bayaki (19/Mittelfeldspieler), die wir im Wersestadion getroffen haben, wo sowohl Ali als auch Noyan vor Kurzem (am 13. beziehungsweise 24. März) ihr Debüt in der Regionalliga West feiern durften. Veiths erster Einsatz bei den Senioren liegt schon etwas länger zurück: Er durfte am 5. September des vergangenen Jahres beim Auswärtsspiel gegen den Wuppertaler SV nach der verletzungsbedingten Auswechslung Bernd Schipmanns zum ersten Mal bei der Ersten zwischen den Pfosten stehen.
Auch wenn sie fußballerisch schon bei den Senioren angekommen sind, unterscheiden sie sich vom Musikgeschmack noch deutlich von den “alten Hasen” – insbesondere vor dem Match. In der Kabine läuft da zur Freude von Kapitän Kevin “Kalle” Kahlert auch gerne mal Roxette. Damit können die Drei überhaupt nichts anfangen. “Wir brauchen schon etwas Härteres, um uns zu pushen”, sind sich Veith, Ali und Noyan einig. Unter “Härteres” verstehen sie Deutsch-Rap von AK Ausserkontrolle, Hemso oder Haftbefehl. Damit kommen die Jungs auf ihre Betriebstemperatur vor einer Partie. “Wir hören das zwar, aber unterstützen den Inhalt nicht”, sagt Noyan ergänzend. Das ist ihm wichtig.
Auch wenn in der Kabine nicht immer die “richtige” Musik läuft, für Ali ist sie ein richtiger “Wohlfühlort”: “Wir haben viel Spaß zusammen und lachen viel” und prompt schallt auch ein Gelächter aus der Kabine in den Aufenthaltsraum herüber. Im Abstiegskampf haben die Jungs ihren Spaß am Spiel nicht verloren, auch wenn alle ihren Job sehr ernst nehmen. Denn Veith, Noyan und Ali haben alle ein gemeinsames Ziel: “Wir wollen alle im professionellen Fußball Fuß fassen. Darauf arbeiten wir seit unserer frühesten Kindheit hin und haben viel dafür geopfert. Ich habe am Wochenende keine Parties mit Freunden besucht, bin stattdessen früh schlafen gegangen”, sagt beispielsweise Noyan, der in diesem Jahr wie Veith sein Abitur macht. Ähnlich sieht es bei Ali und Veith aus. Noyan will sich nach der Schule erst einmal für ein Jahr lang ausschließlich auf den Fußball konzentrieren und schauen, wie es läuft. Ali hat bereits vor zwei Jahren sein Abitur gemacht und arbeitet derzeit nebenbei in einem Teilzeitjob. In absehbarer Zeit überlegt er, eine Ausbildung anzufangen, weiß aber noch nicht, in welche Richtung es gehen soll. Da ist Veith schon ein Stück weiter: Er will parallel zum Fußball eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich anfangen: “Ich will mich nicht nur auf eine Sache konzentrieren, weil es auch schnell vorbei sein kann mit dem Fußball. Zudem möchte ich keine Lücke im Lebenslauf haben.”
Der Nachwuchs-Torwart geht das Ganze also sehr rational an, dabei war sein Weg in den Fußball eher unkoventionell: “Ich habe erst recht spät – mit acht Jahren – angefangen, Fußball zu spielen. Vorher habe ich nur ein bisschen gebolzt, war aber nie im Verein. Ein Vater vom Bolzplatz hat mich dann überredet, im Verein zu spielen. Erst habe ich ein paar Wochen auf dem Feld gespielt, wurde dann aber auch überredet, ins Tor zu gehen. Ich war nämlich auch auf dem Bolzplatz immer schon im Tor. Mein zweites Vereinstraining war dann gleichzeitig auch ein Meisterschaftsspiel und Derby. Da habe ich direkt im Tor gestanden und wir haben glücklich gewonnen. Dabei habe ich mich auch ganz gut im Tor angestellt und bin dabei geblieben”, erzählt Veith von seinen Anfängen. Im Gegensatz zu Veith wurde Noyan das Fußballspielen quasi in die Wiege gelegt. Direkt nachdem er laufen konnte, hat er mit seinem Vater auch schon die ersten Bälle gekickt. Alis Karriere hat wie die von Veith auf dem Bolzplatz begonnen, von dort ging es direkt weiter zu den Minikickern von Rot Weiss Ahlen. Die Wege von Veith und Noyan haben sich dann das erste Mal bei Eintracht Dortmund gekreuzt, wo beide für einige Zeit gespielt haben. Jetzt sind sie in Ahlen wieder vereint.
Warum sie sich damals für den Fußball entschieden haben? “Weil wir es lieben, zu gewinnen.” Das haben die beiden gemeinsam. Und auch Ali schlägt in die gleiche Kerbe: “Ich mag es auch, in erster Linie zu gewinnen.”
Aber natürlich müssen sie auch lernen, mit Niederlagen zu leben. Gerade jetzt im Abstiegskampf. Da passt Noyans Motto “Nach Rückschlägen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern noch motivierter an die Sache rangehen” natürlich gut ins Bild. Auch Veith sagt, dass es wichtig ist, dass Beste aus einer Situation zu machen. Alis Devise lautet: Immer nach vorne schauen und nicht zu lange an Momenten – guten wie schlechten – zu hängen. Die positive Einstellung haben alle drei von ihren Eltern geerbt, die sie Schritt für Schritt auf ihrem Weg begleitet haben. Alis Mutter und Noyans Vater sind noch heute bei jedem Training mit dabei und verfolgen dies vom Zaun aus. Selbstredend haben sie auch das Debüt bei den Senioren ihrer Söhne verfolgt – corona-technisch leider nur per Stream. Und auch Veiths Eltern sind normalerweise bei allen Spielen mit dabei. Und auch da sind sich alle drei einig: “Ohne unsere Eltern wären wir nie so weit gekommen.” Und wenn es nach ihnen und ihren Eltern geht, war ihr Debüt in der Regionalliga auch erst der Anfang.