Nachdem im vergangenen Jahr Pandemie-bedingt bereits die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum des TuS Ahlen verschoben werden mussten, muss nun die nächste Vereins-Jubiläums-Feier dran glauben: In diesem Jahr feiert LR Ahlen, aus dem 2006 nach dem Abstieg aus der zweiten Liga Rot Weiss Ahlen hervorging, sein 25-jähriges Jubiläum.
1996 gelang dem TuS Ahlen der erstmalige Aufstieg in die Regionalliga West/Südwest und zugleich wurde aus TuS Ahlen fortan LR Ahlen (Leichtathletik Rasensport Ahlen). Hierzu fusionierte der TuS mit Blau-Weiß Ahlen. Die Gründungsversammlung fand am 6. Mai 1996 statt. „Das war an einem Montagabend. Ich erinnere mich noch gut daran, als wäre es gestern gewesen“, so RW Ahlens heutiger 1. Vorsitzender Dirk Neuhaus. „Einige Vereinsnamen standen damals im Raum, darunter 1. FC Ahlen“, so Neuhaus. Am Ende wurde es bekanntlich Leichtathletik Rasensport Ahlen, kurz LR Ahlen. Helmut Spikkers Unternehmen LR International stellte Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung und gab damit auch Spielern die Chance auf eine langfristige berufliche Perspektive, was zu dieser Zeit noch sehr wenige Sportvereine anboten.
Den Vorstand von LR Ahlen bildeten Helmut Spikker (1. Vorsitzender) und Heinz-Jürgen Gosda (2. Vorsitzender). 1997 entstand auf dem Gelände der Glückaufkampfbahn ein modernes Fußballstadion, das heutige Wersestadion. Vier Jahre lang spielte der Verein in der Folge in der Regionalliga und traf unter anderem 1998 im DFB-Pokal auf den FC Bayern München. Im ausverkauften Wersestadion blieb die sportliche Sensation jedoch aus, da sich die Münchner mit Oliver Kahn, Lothar Matthäus, Stefan Effenberg, Giovane Elber und Co. mit 5:0 durchsetzen konnten.
Unter Trainer Franz-Josef „Jupp“ Tenhagen, der als aktiver Spieler 457 Mal in der Bundesliga auflief, erreichte LR Ahlen im Jahr 2000 die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Zwischen Ahlen, dem SC Pfullendorf und dem 1. FC Union Berlin wurde ein Aufsteiger in die 2. Liga ermittelt. Nach einem 1:1 in Pfullendorf empfing Ahlen die Berliner am 9. Juni 2000 zum Entscheidungsspiel im Wersestadion. Vor 10.200 Zuschauern trafen Mario Krohm und kurz vor Spielende Giuseppe Canale zum 2:1-Sieg für LR Ahlen, was den Aufstieg in die 2. Bundesliga und zugleich den größten sportlichen Erfolg in der Ahlener Stadtgeschichte bedeutete. Sechs Jahre lang war Ahlen als Kleinstadt festes Mitglied in der 2. Bundesliga. Während dieser Zeit wurde das Stadiongelände immer weiter modernisiert und sehr viele namhafte Trainer und Spieler trugen das Ahlener Emblem.
Sportlich klopfte LR Ahlen in der ersten Zweitligasaison sogar an einem möglichen Aufstieg in die 1. Bundesliga an (Am Ende Platz 6), während man die folgenden Jahre auf den Plätzen 8 (2001/2002), 12 (2002/2003), 12 (2003/2004) und 13 (2004/2005) beendete. Diesen 13. Platz und damit verbunden den Klassenerhalt erreichte man am 22.05.2005 am letzten Spieltag durch einen 4:3-Sieg im Grünwalderstadion beim TSV 1860 München. Die Gastgeber waren zuvor in der gesamten Rückrunde ungeschlagen und hatten ihrerseits die Chance mit einem Heimsieg aufzusteigen. Die Partie ist in Ahlen noch heute als „Wunder von München“ bekannt. Während dieser Jahre erreichte LR Ahlen außerdem zweimal das Achtelfinale im DFB-Pokal, verlor diese Partien jedoch gegen den SV Werder Bremen und den FC Hansa Rostock.
Am Ende der Saison 2005/2006 stand Ahlen als Absteiger aus der 2. Bundesliga fest. Der Abschied aus der 2. Liga bedeutete zugleich das Ende des Spikker-Engagements in Ahlen. Ohne Helmut Spikker hatte auch der Name LR Ahlen keine Zukunft mehr. Im Mai 2006 wurde auf einer Mitgliederversammlung daraufhin die Umbenennung des Vereins zu Rot Weiss Ahlen beschlossen. Während man vorher vor allem finanziell große Möglichkeiten besaß, musste man ab 2006 auch beim jährlichen Etat mit deutlich geringeren Mitteln auskommen. Die logische Folge war ein Wandel in der vereinseigenen Philosophie. Während Rot Weiss Ahlen das erste Pflichtspiel unter neuem Namen und dem neuen Trainer Bernard Dietz am 1. Spieltag der Saison 2006/2007 überraschend deutlich mit 3:0 bei Fortuna Düsseldorf gewann, gelang am Saisonende nur knapp der Klassenerhalt in der damals drittklassigen Regionalliga Nord. Sportlich war die Etablierung in der Regionalliga das Ziel für die kommenden Jahre, die nach dem gewaltigen Umbruch immer noch sehr ungewiss erschienen. Am Ende der Saison 2007/2008 stieg Rot Weiss Ahlen überraschend wieder in die 2. Bundesliga auf. Dort gelang im ersten Jahr trotz bescheidener finanzieller Mittel noch der Klassenerhalt, ehe im zweiten Jahr der Abstieg folgte. Zur Saison 2010/2011 trat Ahlen also in der neu gegründeten 3. Liga an. Der erneute Abstieg aus der 2. Bundesliga riss vor allem ein finanzielles Loch. Aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit wurde am 14. Oktober 2010 beim Amtsgericht in Münster ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Sportlich wie wirtschaftlich kämpfte der Verein monatelang um das Überleben. Nachdem sportlich am letzten Spieltag der Klassenerhalt erreicht wurde, eröffnete am 24. Mai 2011 das Amtsgericht Münster offiziell das Insolvenzverfahren.
Die Folge war der Zwangsabstieg aus dem Profifußball und ein freiwilliger Neuanfang in der fünftklassigen NRW-Liga. Der Verein sah sich an 1992 erinnert und blickte in den sportlichen Abgrund. Zudem belastete das Insolvenzverfahren sämtliche Arbeiten innerhalb des Vereins, der mit Dirk Neuhaus einen neuen 1. Vorsitzenden erhielt, der sich bereiterklärte den Verein in dieser schweren Zeit zu führen. Nachdem die NRW-Liga aufgelöst wurde ging RWA ab 2012 in der Oberliga Westfalen an den Start. Mit nur sehr geringen Mitteln gelang dennoch die Etablierung in dieser Spielklasse. Dies gelang im Sinne der früheren Bergmänner durch ehrliche und harte Arbeit sowie die Unterstützung vieler ehrenamtlicher Helfer. Unter der Leitung von Trainer Marco Antwerpen schaffte Rot Weiss Ahlen in der Spielzeit 2014/2015 den Aufstieg in die Regionalliga West. Ein 2:0-Sieg beim SuS Neuenkirchen führte am letzten Spieltag vor den Augen von rund 700 mitgereisten Ahlener Fans zum Aufstieg. Ein überraschender Erfolg inmitten des Insolvenzverfahrens.
Von den LR-Gründungsmitgliedern sind heute nur noch Dirk Neuhaus als 1. Vorsitzender und Heinz-Jürgen Gosda als Vorsitzender des Aufsichtsrates mit an Bord und halten dem Verein weiter die Treue. „Wir sind die Urgesteine“, sagt Neuhaus und schmunzelt. „Die Feier zum 25-Jährigen holen wir auf jeden Fall im kommenden Jahr nach“, so Neuhaus abschließend.