Nein, er hatte nie einen engeren Bezug zu Ahlen, war als Profi nun wahrlich nicht regelmäßig im Wersestadion zu Gast und auch diese Zeilen wird er vermutlich nie lesen und dennoch hat er diese kleine Würdigung mehr als verdient: Miroslav Klose. Ein Mensch, der stets im Rampenlicht stand und dennoch die große Bühne nie bewusst gesucht hat. Miroslav Klose hat nie Bilder mit teuren Autos oder nacktem Oberkörper gemacht, um diese dann auf Instagram, Twitter oder Facebook publik zu machen. Er hatte nie eine offizielle Facebookseite. Nun werden sich alle 17-jährigen A-Jugendlichen eines Bundesligaklubs fragen, wie man ohne Facebookseite erfolgreich sein will, doch Miro war stets anders und deshalb weit mehr als ein Nationalspieler, ein Fußballprofi. Er brauchte keine eilig einberufene Pressekonferenz und auch keinen Berater, der die Infos schnell für viel Geld einem großen Boulevardblatt steckt, um sein Karriereende am heutigen Tag zu verkünden. Er bat den DFB darum, dies über seine Kanäle kurz zu kommunizieren.
Miro Klose war als Profi stets echt. Miro Klose war stets er selbst. Miro Klose war und ist ein echter Sportsmann. Einer, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellte, als Stürmer auch in der 90. Minute am Rande des eigenen Strafraums den Ball klären konnte oder mit einem letzten Sprint sein Team vor dem Eckstoß in der Nachspielzeit bewahrte und den Ball mit allerletzter Kraft zum Einwurf ins Seitenaus grätschte. Jemand, der in seinem Job so effizient war wie kaum jemand und dabei immer auf dem pfälzischen Boden der Bescheidenheit blieb. Sympathisch, ein Beispiel für Fairness und ein unfassbar guter Fußballspieler – diese Dinge haben Miro Klose über all die Jahre seiner Karriere ausgezeichnet. In sämtlichen Punkten nimmt er die Rolle der perfekten Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche ein. Es reicht, sich nur wenige Minuten mit seiner Karriere zu befassen, um einen ganz anderen Blick auf den Profisport zu erlangen.
In Italien erzielte er einst ein wichtiges Führungstor per Hand und der Schiedsrichter gab den Treffer. Klose gab zu, das Tor irregulär erzielt zu haben und der Treffer wurde umgehend zurückgenommen. Bereits Jahre zuvor wurde ihm im Trikot von Werder Bremen ein Elfmeter zugesprochen, der in Kloses Augen keiner war. Auch damals nahm er das Geschenk nicht an und drängte den Unparteiischen dazu, weiterspielen zu lassen. Selten gewordene Gesten der Fairness auf der einen sowie großartige Tore und Titel auf der anderen Seite. Eine echte Tormaschine, als die sich Miro Klose selbst nie sah. Er machte einfach nur seinen Job. Oder besser gesagt: Er spielte einfach Fußball.
Auch Ahlen gehört zur Geschichte seiner Karriere dazu, wenn auch eher mikroskopisch klein und unbedeutend, doch wer kann sich wirklich noch daran erinnern, als Miroslav Klose einst gegen unseren Klub spielte? Vermutlich kaum jemand, schließlich liegt es ein paar Jahre zurück. Es war in den Jahren 1999 und 2000, als Ahlen in der Regionalliga West-Südwest auf die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern traf. Im Wersestadion schenkte Ahlens Erfolgsmannschaft FCK-Keeper Roman Weidenfeller fünf Tore ein. Beim Rückspiel in Kaiserslautern stand Klose erneut auf dem Platz, doch ein Tor gegen Ahlen gelang ihm in seiner Karriere nie (er wird er verschmerzen können). Auch auf dem Betzenberg siegten wir mit 3:1. Übrigens: In seiner Karriere kam es praktisch nie vor, dass Klose vorzeitig des Feldes verwiesen wurde. Vier Platzverweise in weit über 600 Pflichtspielen. Einen dieser vier Platzverweise holte er sich in Ahlen ab. Im Wersestadion flog er nach 63 Minuten mit Gelb-Rot vom Rasen.
Gerne hätten wir ihn später als Profi noch einmal zu Besucht gehabt, doch es sorgte bereits für große Freude, diesen Kerl im Fernsehen zu verfolgen. Jetzt will Miroslav Klose ins Trainergeschäft einsteigen, bei der Nationalmannschaft, bei seiner Nationalmannschaft. Wenn man jemanden schon vor seiner Trainerlaufbahn nur das Beste und viel Erfolg wünscht, dann ihm. Die größten Meister dieses Sports, den wir alle so sehr lieben, erkennt man an gewissen Gesten und dazu zählt sicher nicht, sich in der 120. Spielminute, wenn man im Champions League Finale den belanglosen Treffer zum 4:1 erzielt, mit nacktem Oberkörper und in Balotelli-Pose der Welt zu präsentieren wie etwa ein Ronaldo. Für diese Gesten können bereits Kleinigkeiten ausreichen und durch all diese Kleinigkeiten wurde Miroslav Klose ein ganz Großer – Grazie, Miro!