Januar: Das anhaltende Tiefdruckgebiet Rouven sorgt weiterhin für Schneechaos in ganz Deutschland. Täglich neue Schneefälle machen den Rückrundenstart in der Regionalliga zur Farce. Nicht nur das erste Ligaspiel gegen die Schalker Amateure fällt aus. Marco Antwerpen kann mit seinem Team nicht einmal mehr draußen trainieren und erklärt angefressen: „Es ist lächerlich. Wir müssen in zwei Schichten trainieren, weil ich nicht mit 25 Spielern in die Soccerhalle kann. Zudem hat sich Julius Richter mit einer Schnee-Allergie abgemeldet und verbringt gerade seine zweiwöchige Kur auf Teneriffa. Man muss sich wirklich fragen, ob es überhaupt Sinn macht, vor Ostern wieder mit Fußball zu beginnen. Das ist unverhältnismäßig.“
Februar: Mitte des Monats können die Klubs endlich in die Rückrunde starten und haben bereits zu diesem Zeitpunkt drei Nachholspiele auf dem Buckel. Da Schalkes U23, wie schon in der Hinrunde, noch immer kein eigenes Stadion zur Verfügung hat, wird Ahlens Gastspiel in der Veltins-Arena ausgetragen. RWA-Geschäftsführer Gerald Stoffers (leidenschaftlicher S04-Fan) ist begeistert: „Ist das schön. Ein Gastspiel mit Ahlen auf Schalke. Was für eine tolle Atmosphäre. Da kriege ich eine Gänsehaut“, erklärt Stoffers breit grinsend, während sein Blick durch die Arena schweift. 311 Zuschauer (davon 250 aus Ahlen) erleben ein 0:0.
März: Unter dem Motto “1x zahlen – 2x frieren“ lädt Rot Weiss Ahlen seine Fans zum Doppelpack Anfang März ein und sorgt damit für ein Novum. Da der Spielplan vorsah, binnen weniger Tage im Westfalenpokal und in der Liga gegen den SC Wiedenbrück anzutreten, entschieden sich beide Vereine dafür, die Spiele direkt an einem Tag durchzuführen. Bei Temperaturen, knapp über dem Nullpunkt, treten Ahlen und Wiedenbrück um 14 Uhr zum Ligaspiel im Wersestadion gegeneinander an. Das Spiel endet nach drei Eigentoren und einem Strafstoßtor von Cihan Yilmaz 2:2. Während sich an den Glühweinständen lange Schlangen bilden, machen sich die anderen Spieler beider Teams warm. Um 17 Uhr wird schließlich das Pokal-Viertelfinale zwischen Ahlen und Wiedenbrück angepfiffen. Ein packender Pokalkrimi endet um 19:51 Uhr im Elfmeterschießen mit 11:10 für Ahlen. Julius Richter (braungebrannt) verwandelt den entscheidenden Schuss.
April: Der FC Wegberg-Beeck erreicht erstmals die Nichtabstiegsplätze. Nachdem Anfang des Jahres Siyovush Kamil Saraidahmonov, ein Milliardär aus Tadschikistan, beim Klub aus dem Kreis Heinsberg eingestiegen war und die Truppe runderneuert hatte, feiert Wegberg beim 5:1 über Alemannia Aachen den zehnten Sieg in Serie. Alemannia Trainer Fuat Kilic gibt seinen Rücktritt bekannt. Neuer Coach wird Willi Landgraf.
Mai: Der Monat der Entscheidungen. Als 15. der Tabelle geht Rot Weiss in die letzten beiden Spieltage. Im Heimspiel gegen Lotte, die bereits als Meister feststehen, nutzen die Spieler von Antwerpen die Gunst der Stunde und gewinnen mit 3:0 dank eines Hattricks von Rene Lindner, der nach dem Spiel seinen Rücktritt vom aktiven Fußball erklärt: „Auf dem Höhepunkt sollte man aufhören.“ Punktgleich mit Rot Weiss Essen geht Ahlen in den letzten Spieltag der Saison. Es geht zur U23 von Mönchengladbach. Beim Tabellenzweiten ist der Frust nach dem Nichterreichen der Meisterschaft groß. Arie van Lent gibt einigen A-Junioren die Chance, sich zu zeigen. Später wechselt sich van Lent in der 73. Minute sogar noch selbst ein und erzielt einen Doppelpack. Doch Rot Weiss, unterstützt von 500 Fans (darunter Rene Lindner), gewinnt mit 5:3. Weil Essen zeitgleich nur 6:6 gegen den BVB II spielt, schafft Ahlen den Klassenerhalt. Die Feierlichkeiten dauern so lange an, dass die Mannschaft das folgende Westfalenpokalfinale gegen den SC Hassel verschläft und die Partie mit 0:2 gegen Ahlen gewertet wird.
Juni: In der Sommerpause lädt der Verein zu einer wichtigen Pressekonferenz ein. Es werden drei gewichtige Entscheidungen verkündet. Trainer Marco Antwerpen verlängert seinen Vertrag nach dem erfolgreichen Klassenerhalt um ein Jahr. Dirk Neuhaus gibt freudig bekannt, dass Insolvenzverwalter Michael Mönig für November 2018 mit dem Ende der Insolvenz rechnet und Rene Lindner erklärt vor den zwei anwesenden Journalisten feierlich sein Comeback.
Juli: Viel Arbeit für Joachim Krug. Der Sportliche Leiter muss (wieder einmal) eine neue Mannschaft zusammenstellen. Unter anderem verlassen Felix Backszat (wird Spielertrainer bei seinem Heimatverein TuS Westfalia Wethmar) und Sturmtalent Aygün Yildirim (entscheidet sich gegen einen Profivertrag bei Fenerbahçe Istanbul und folgt dem Lockruf Saraidahmonovs zu Wegberg-Beeck) den Verein. Prominentester Neuzugang wird von der SG Köln-Worringen Daniel Chitsulo. Derweil ist Hakan Gültekin nach seinem Kreuzbandriss zurück auf dem Platz.
August: Der rote Teppich wird ausgerollt – erneut darf RWA das Eröffnungsspiel der neuen Regionalligasaison ausrichten. Zum Auftaktknaller gegen Wegberg-Beeck kommen knapp 8.000 Fans ins Wersestadion. In der 85. Minute erzielt Rene Lindner per Kopfball den 1:0-Siegtreffer. Nach der Partie denkt er über einen Rücktritt nach. Erster Tabellenführer der neuen Saison ist Liga-Neuling TSG Sprockhövel nach einem 7:0-Auswärtssieg bei den Düsseldorfer Amateuren. Bereits nach dem zweiten Spieltag gibt es die erste Trainerentlassung. Nach nur vier Punkten aus zwei Spielen muss Willi Landgraf in Aachen gehen. Der neue Coach kommt aus Wethmar und heißt Felix Backszat.
September: Die Ultra-Szene des Vereins erweitert das eigene Netzwerk. Nach der Fanfreundschaft mit dem 1. FC Heidenheim möchte man nun auch Kontakte in Nord- und Ost-Deutschland aufbauen. In einer eigenen Stellungnahme erklären die Ultras festlich, dass fortan eine enge Freundschaft zur Fanszene des ZFC Meuselwitz und zum Hamburger SV besteht.
Oktober: Rot Weiss schwebt auf einer Welle des Erfolgs. Nach dem 14. Spieltag steht Ahlen auf dem 6. Tabellenplatz. Mit elf Saisontoren steht Damir Ivancicevic in der Torjägerliste auf dem dritten Rang. Den vorläufigen Höhepunkt im goldenen Herbst 2016 erleben Verein und Fans, als Timo Achenbach beim 2:1-Sieg über Rödinghausen sein allerallererstes Saisontor erzielt. Rene Lindner rät seinem Teamkollegen anschließend zum Rücktritt. Tabellenführer mit 18 Punkten Vorsprung ist inzwischen der FC Wegberg-Beeck, für den die Regionalliga ab sofort nur noch eine kurze Zwischenstation auf dem Weg in die Bundesliga sein soll.
November: Zum 82. Geburtstag von Willi Pott veranstaltet Rot Weiss Ahlen das “Legendenspiel – Jetzt erst recht“. Viele ehemalige Spieler und Trainer sind mit dabei: Vladimir Jugovic, Skito Litimba, Christian Wück (Co-Trainer unter Jogi Löw bei Europameister Island) und Kordian Rudzinski, der 90 Minuten lang von den Ultras mit “Ruuuudiiiii“ Sprechchören gefeiert wird. Auch Kevin Großkreutz und Marco Reus sind wieder mit dabei. Großkreutz erzielt beim 9:8-Sieg für “Willis Allstars“ alle neun Tore.
Dezember: Das Jahr 2016 war für Rot Weiss Ahlen erfolgreich. Auch wenn es, wie in jedem Jahr, auch Tiefpunkte gab, wie beispielsweise das Erstrundenaus im Westfalenpokal (0:4 gegen Rot Weiß Hünsborn) oder die sechswöchige Rotsperre für Rouven Meschede, als er im Auswärtsspiel bei den Kölner Amateuren FC-Geschäftsführer Jörg Schmadtke auf der Tribüne “Eierkopp“ nannte. Doch in der Liga läuft alles nach Plan. Die Fans sahen tolle Spiele und den Beweis, dass auch ohne viel Geld viel möglich sein kann. Mit einem Platz im oberen Mittelfeld blicken die Verantwortlichen um Dirk Neuhaus und Präsident Klaus Gerbsch zuversichtlich in die Zukunft. Glückauf!