Jan Holldack ist Rot Weiss Ahlens jüngster Neuzugang. Der offensive Mittelfeldspieler kommt von VfR Aalen und hatte in Ahlen einen Einstand nach Maß: Beim 2:2 gegen den FC Wegberg-Beeck bereitete Holldack ein Tor vor und schoss eins selbst. Wir haben den 24-Jährigen für unsere Rubrik #Heimspiel in seinem derzeitigen “Zuhause” besucht. Bis eine Wohnung in Ahlen frei wird, nächtigt er im “Art Hotel” – wie schon Fußball-Trainergrößen wie Werner Lorant, Stefan Kuntz oder Uwe Rapolder.
Eigentlich fangen so Legenden an: Jan Holldack erstes Wort als Kind war “Ball” – nicht “Mama” oder “Papa”. Der Weg des heute 24-Jährigen war also vorgezeichnet. Mit zwei Jahren hat er bereits die ersten Bälle zuhause im Wohnzimmer gekickt – bis es seinen Eltern zu bunt wurde und sie ihn mit fünf Jahren beim SV Neunkirchen-Seelscheid angemeldet haben. Von dort ging es über den FC Hennef 05 weiter zum 1. FC Köln, wo er in der B-Jugend-Bundesliga sowie in der A-Jugend-Bundesliga zum Einsatz kam. In diese Zeit fällt auch Holldacks Berufung in die U18-Junioren-Nationalmannschaft: Im Dezember 2013 durfte er sich im Rahmen eines Jugendturniers in Israel zwei Mal das Nationaltrikot überstreifen.
In Köln trainierte der offensive Mittelfeldspieler regelmäßig bei den Profis, ein Profivertrag wurde ihm dort allerdings nicht in Aussicht gestellt. Daher beschloss er sein fußballerisches Glück im Mutterland des Fußballs zu suchen: Der FC Brentford, ein Zweitligist aus einem Vorort in London, hatte dem damals 18-Jährigen einen Vertrag angeboten. Den dortigen Scouts war Holldack positiv aufgefallen. So entschied dieser sich – trotz nur mageren Schulenglisch-Kenntnissen – für den Wechsel nach England. Schließlich wollte er Profi werden. Doch auch dort musste er erst einmal mit einem Platz in der U21 sowie in der B-Elf Vorlieb nehmen. Seinen einzigen Einsatz in der ersten Mannschaft hatte er am 9. August 2016 der ersten Runde des EFL-Cups.
“Ich habe dennoch in England viel mitgenommen – vor allem in körperlicher Hinsicht”, sagt Jan Holldack rückblickend. Als schmächtiger Bub mit gerade einmal 72 Kilogramm bei 1,81 Metern Körpergröße ging es auf die Insel und zurück ging es mit einem Kampfgewicht von 82 Kilo bei einem Körperfettanteil von gerade einmal 7,8 Prozent. “Das war schon krass. Ich habe zehn Kilogramm an Muskelmasse zulegt, aber mein Körperfettanteil ist um die Hälfte gesunken”, erzählt er. In England drehte sich 24 Stunden am Tag alles um den Fußball. Auch in Sachen Ernährung. Während seiner Zeit FC Brentford hat Holldack auch gelernt, wie man richtig kocht: “Wir Spieler haben dort Kochkurse in gesunder Ernährung bekommen.” Seitdem ist Thai-Curry mit Hähnchenbrustfilet eines seiner Spezialgerichte. “Allerdings gehe ich auch oft essen, da ich in Bezug auf das Kochen etwas faul bin”, so Holldack weiter. In Ahlen hat es ihm ein Baguette-Laden angetan. Trotz der deutlichen Verbesserung seines Schulenglisches, dem Gewinn eines riesigen Berges an Muskelmasse und dem Erlangen von gesunden Kochkenntnissen hatte sich der Rechtsfüßer, der aber Linkshänder ist, von seiner Zeit in England mehr erhofft und ließ sich nach anderthalb Jahren vom Wuppertaler SV ausleihen. Danach ging es zum KFC Uerdingen 05, mit denen er in die Dritte Liga aufstieg: “Da war ich eigentich zufrieden und glücklich.” Dies änderte sich mit dem neuen Trainer Norbert Meier, der nicht mehr mit ihm plante.
Daraufhin folgte der Wechsel zum Bonner SC. Als dieser in eine finanzielle Schieflage geriet, zog es Holldack im Winter 2019 zum VfR Ahlen. Dort ereilte ihn zum ersten Mal in seiner Karriere das Verletzungspech, er zog sich drei Faserrisse hintereinander zu. “Das war schon heftig. Ich hatte vorher noch nie eine Verletzung und dann das.” Ahlens Trainer Björn Mehnert überzeugte ihn dann, nach Ahlen zu kommen: “Ahlen ist ein Traditionsverein und die Bedingungen stimmen einfach.” Holldacks persönliches Ziel ist es, irgendwann noch einmal in der Zweiten Liga zu spielen, aber erst einmal will er mit RW Ahlen den Klassenerhalt schaffen. “Ich habe schon viel in meiner Karriere erlebt, bin aber noch nie abgestiegen. Und da habe ich auch gar keinen Bock drauf.”